Jobarteh Kunda: Teriya

Jobarteh Kunda: Teriya

Ein rich­ti­ges Welt­mu­sik-Schman­kerl erwar­tet die Zuhö­re­rIn­nen:  Jobar­teh Kun­da nimmt uns mit auf eine musi­ka­li­sche Rei­se durch West­afri­ka und die Kari­bik, die Herz und Bei­ne bewegt. Es ist eine inspi­rie­ren­de und ver­ein­nah­men­de Mischung aus Sto­rytel­ling, Afro­beat, Hip Hop, Reg­gae, Carib­be­an, Singer/​Songwriter und Latin mit wun­der­ba­rem, mehr­stim­mi­gen Gesang in den Spra­chen: Man­din­ka, Eng­lisch, Papia­men­to und Spa­nisch… ein Klang­tep­pich, der die See­le berührt.

Seit der Grün­dung 1996 hat Tor­men­ta Jobar­teh & Band um die 1000 Kon­zer­te rund um den Glo­bus gespielt! Zu Gast bei inter­na­tio­na­len Fes­ti­vals in Kolum­bi­en, USA, Schweiz, Ita­li­en, Bel­gi­en, Gam­bia, Sene­gal, Frank­reich, Spa­ni­en, Finn­land, Indi­en, Marok­ko, Togo, Elfen­bein­küs­te, Fes­ti­vals in Deutsch­land, Öster­reich Suns­plash, Toll­wood, Chiem­see Reg­gae, Bar­den­tref­fen, Afri­ka Tage Wien, Mün­chen BMW open und vie­le mehr …

Kora, drums, voc: Tor­men­ta Jobarteh
Bass, gui­tar: Felix Occhionero
Drums, bass, voc: Hum­phry Cairo
Sax, flu­tes: Ger­hard Wagner
Per­cus­sion, voc: Yas­mi­na Jobarteh

Die Bühne wird zum pulsierenden Marktplatz

Die Bühne wird zum pulsierenden Marktplatz

Tor­men­ta Jobar­teh erzählt mit viel Humor sei­ne eige­nen Geschich­ten und Erzäh­lun­gen aus den münd­li­chen Über­lie­fe­run­gen in Afri­ka und dem Ori­ent. Der mehr­fach preis­ge­krön­te wei­ße Gri­ot erzählt mit gro­ßer Kraft und mit­rei­ßen­der Leben­dig­keit von Her­zen! Geschich­ten von Köni­gen, Die­nern, Aus­ge­sto­ße­nen, von Ver­zicht, Sehn­sucht nach Reich­tum und immer wie­der von der Lie­be und den wah­ren Wer­ten des Lebens.

Sein Geschichten­erzählen hat ihn zu den größ­ten Geschich­ten­er­zähl­fes­ti­vals geführt, dar­un­ter Kolum­bi­en, und zu über 1000 Ver­an­stal­tun­gen auf der gan­zen Welt.

Tormenta Jobarteh und Jobarteh Kunda — featuring Mama Miriama

Tormenta Jobarteh und Jobarteh Kunda — featuring Mama Miriama

Schon ihr gan­zes Leben ist sie als rei­sen­de Musi­ke­rin in der Welt unter­wegs. Ihre Suche nach Musik führ­te sie auf fünf Kon­ti­nen­te. Gebo­ren und auf­ge­wach­sen in den USA, mach­te sie sich bereits mit 16 Jah­ren auf die Rei­se und hat es nie bereut.

Mit über tau­send Kon­zer­ten rund um die Erde ist die Mul­ti-Instru­men­tal­es­tin nun in Deutsch­land behei­ma­tet und stellt ihr neu­es Album FAR AND WIDE vor. Beglei­tet wird die Musi­ke­rin von der Band Jobar­teh Kunda. 

Mit des­sen Grün­der Tor­men­ta Jobar­teh ver­bin­det sie eine 30-jäh­ri­ge Freund­schaft und ein gemein­sa­mes Musi­zie­ren auf unzäh­li­gen inter­na­tio­na­len Büh­nen. Eine musi­ka­li­sche Welt­rei­se, die die See­le berührt.

“Unerhörte Klänge und Geschichten”

Künstler in Corona-Zeiten

Auf­trit­te in Zei­ten der Pan­de­mie sind sel­ten gewor­den. Die Hop­fen­stadt Main­burg mach­te es den­noch mög­lich. Sie schu­fen kur­zer­hand ein Por­tal, auf dem man sich Künst­ler buchen kann — sehr per­sön­lich und doch mit allen Sicher­heits­re­geln, die in die­sen Zei­ten lei­der unum­gäng­lich sind.  Das Mot­to: “Kul­tur vor dem Fens­ter”. Nicht nur die Künst­ler freu­en sich über die unver­hoff­te Mög­lich­keit. Auch die Bür­ger neh­men die Idee mit Begeis­te­rung an.

Jobarteh Kunda — Ankündigung Tollwood 2019

Jobarteh Kunda — Ankündigung Tollwood 2019

Jobar­teh Kun­da will Musik machen, die zur Ver­stän­di­gung der Völ­ker bei­trägt und das ist die­ser außer­ge­wöhn­li­chen For­ma­ti­on mit Sicher­heit gelun­gen. Der Name die­ser Band ist Programm:

Kun­da (Clan), eine Fami­lie von 5 Musi­kern, prak­tisch aus fünf ver­schie­de­nen musi­ka­li­schen „Fami­li­en”.

Einer davon ist der Band­lea­der Tor­men­ta Jobar­teh aus dem weit ver­zweig­ten Fami­li­en­ge­flecht der inter­na­tio­nal geschätz­ten Gri­ot-Fami­lie Jobarteh.

Eine musi­ka­li­sche Rei­se afri­ka­ni­scher und kari­bi­scher Musik, die Herz und Bei­ne bewegt. Sto­rytel­ling, Afro­beat, Jazz, Reg­gae, Latin … ein Klang­tep­pich, der die See­le berührt. Die Tex­te vol­ler Weis­heit und Humor laden ein zu einer inne­ren Rei­se zwi­schen Traum und Wirklichkeit.

GAMBIA — Tormenta Jobarteh im Interview — Teil 2

GAMBIA — Tormenta Jobarteh im Interview — Teil 2

 Çiğ­dem Gül: Im west­afri­ka­ni­schen Land Gam­bia war Yahya Jam­meh von 1996 bis Mit­te Janu­ar 2017 Staats­prä­si­dent. In sei­ner 22-jäh­ri­gen Dik­ta­tur warst du auch als Opfer betrof­fen. Kannst Du uns bit­te mehr dar­über erzählen?

 Tor­men­ta Jobar­teh: Der Dik­ta­tor Yahya Jam­meh hat über 20 Jah­re das Land Gam­bia ter­ro­ri­siert. Unter die­sem Regime wur­den vie­le Men­schen zum Opfer. Jour­na­lis­ten, die sich trau­ten, die regime-kon­trä­ren und wah­ren Gescheh­nis­se zu ver­fas­sen und zu ver­öf­fent­li­chen, wur­den in Gefäng­nis­sen ein­ge­sperrt oder getö­tet. Poli­ti­sche Gefan­ge­ne ver­ur­teil­te der Dik­ta­tor Yahya Jam­meh gna­den­los zum Tod. Mein Haus, das ich über einen Zeit­raum von 6 (!) Jah­ren selbst gebaut hat­te, wur­de mir weg­ge­nom­men. Der Dik­ta­tor hat­te sich das Land­stück für sich selbst aus­ge­sucht und eine Nach­richt am Haus hin­ter­las­sen, dass ich bin­nen drei Tagen aus­ge­zo­gen sein muss, da der gan­ze Land­strich nun für den Prä­si­den­ten reser­viert sei. Drei Tage spä­ter waren die Bull­do­zer gekom­men und hat­ten alles zerstört.

Das war einer der gro­ßen Kata­stro­phen in mei­nem Leben.

Ein Jahr spä­ter wur­de er unter dem Druck der afri­ka­ni­schen UN abge­wählt und muss­te Gam­bia ver­las­sen. Für mich lei­der ein Jahr zu spät.

 

 Çiğ­dem Gül: Das ist ja h_e_f_t_i_g !!! 

Das muss eine sehr schwe­re Zeit für dich gewe­sen sein. 

Umso mehr freue ich mich, dass du die­se schreck­li­che Zeit – auch mit der Unter­stüt­zung dei­ner gro­ßen Fami­lie in Gam­bia – über­wun­den hast und heu­te wie­der strah­len kannst. 

Darf ich fra­gen, wie es zu der Grün­dung dei­ner Band „Jobar­teh Kun­da“ kam?

 Im Jahr 1995 wur­den wir von ita­lie­ni­schen Tou­ris­ten ein­ge­la­den, in Ita­li­en eine klei­ne Tour zu spie­len. Als wir nach Deutsch­land kamen, hat­ten wir Musi­ker aus der Kari­bik und Gui­nea ken­nen­ge­lernt, und es hat­te ein­fach zu der Zeit alles gepasst, und die Band ‘Jobar­teh Kun­da´ wur­de 1995 gebo­ren. Sehr schnell wur­den wir eine Ein­heit und hat­ten unse­ren ers­ten Plat­ten­ver­trag bekom­men und unse­re ers­te CD Aba­ra­ka auf­ge­nom­men. Zur glei­chen Zeit fing ich auch an, mei­ne Kin­der­pro­gram­me mit Geschich­ten erzäh­len und Musik in den Schu­len aufzubauen.

Nun 25 Jah­re spä­ter bli­cke ich zurück und bin sehr glück­lich, eine tol­le Kar­rie­re bis heu­te gehabt zu haben. Bis­her habe ich 10 Records auf­ge­nom­men und ein Buch ver­öf­fent­licht. Mit Aus­nah­me von Aus­tra­li­en, hat­te ich auf allen Kon­ti­nen­ten auf Kon­zer­ten gespielt. High­lights waren auch u. a mit Miri­am Make­ba und vie­len andern berühm­ten Musi­kern die Büh­ne geteilt zu haben. Auch eini­ge Aus­zeich­nun­gen haben mir geschmei­chelt. Die Lis­te der Erleb­nis­se ist zu lang, um alles auf­zu­füh­ren…  und ich bin sehr dank­bar für alles Erleb­te. Im Moment sind wir wie­der unter­wegs, um unse­re Neue CD Teri­ya (Freund­schaft) zu promoten.

Çiğ­dem Gül: Ich lebe seit mei­ner Kind­heit als Migran­tin mit mus­li­mi­schem Hin­ter­grund in einem mehr­heit­lich christ­li­chen Deutsch­land. Tor­men­ta, du hast als Christ 25 Jah­re lang in einem afri­ka­nisch-mus­li­mi­schen Land Gam­bia gelebt. Also die umge­kehr­te Situa­ti­on. Inte­gra­ti­ons­de­bat­ten bei afri­ka­ni­schen Urein­woh­nern, die dich adop­tiert haben, spiel­ten sicher­lich kei­ne Rol­le. Umso bes­ser muss es gewe­sen sein – so stel­le ich mir das gera­de vor -, wenn ohne Tam­tam, ohne gro­ße Dis­kus­sio­nen und ohne Vor­ur­tei­le die gelin­gen­de Inte­gra­ti­on ein­fach nur geschieht, weil bei­de Sei­ten sich als Mensch begeg­nen. Also „Von Frem­den­feind­lich­keit kei­ne Spur“, sag­test Du ein­mal. Erzäh­le uns bit­te von dei­ner Inte­gra­ti­on und vom Ver­ständ­nis über Inte­gra­ti­on der gam­bia­ni­schen Ureinwohner.

 Tor­men­ta Jobar­teh: Die Men­schen in Gam­bia sind sehr offen für alle, die in Ihr Land kom­men. Um sich zu inte­grie­ren, muss man auf die Men­schen zuge­hen. Und wenn man das mit dem Her­zen macht, neh­men einen die Men­schen in Gam­bia ger­ne auf, weil dort die Gast­freund­schaft wie in vie­len mus­li­mi­schen Län­dern sehr wich­tig ist. Ich per­sön­lich habe in Gam­bia nie Frem­den­feind­lich­keit erlebt. Die Men­schen sind mir immer offen begeg­net und haben mich mit Respekt behandelt. 

Ich füh­le mich in ers­ter Linie als Gri­ot, der einer afri­ka­ni­schen Tra­di­ti­on ange­hört. Ich bin sozu­sa­gen ein baye­ri­scher Afri­ka­ner. 🙂 In mei­ner Kar­rie­re habe ich gelernt, mei­nen eige­nen Weg zu gehen, egal wie ande­re mich sehen oder mich sehen wol­len. Ich bin der, der ich bin.

GAMBIA — Tormenta Jobarteh im Interview — Teil 1

GAMBIA — Tormenta Jobarteh im Interview — Teil 1

 Çiğ­dem Gül: Lie­ber Tor­men­ta, es freut mich sehr, dass du bereit warst, dich von mir für unser Inter­kul­tu­rel­les Netz­werk für Hoch­be­gab­te inter­view­en zu lassen.

Nach­dem du in Main­burg in Nie­der­bay­ern 25 Jah­re lang baye­ri­sche Kul­tur gelebt hast, warst du als jun­ger Mann nach Afri­ka aus­ge­wan­dert. Wie kam es zu die­ser Entscheidung?

Tor­men­ta Jobar­teh: Als jun­ger Mann im Alter von 23 Jah­ren habe ich eine Band aus Gam­bia ken­nen­ge­lernt. Ich wur­de von der Mana­ge­rin der Band nach Gam­bia ein­ge­la­den, um dort in einem Bush Camp mit­zu­hel­fen, somit bin ich ein­fach spon­tan mitgeflogen.

 

„Ich bin ein baye­ri­scher Afrikaner.“

 

Çiğ­dem Gül: Ist dein Name ‘Tor­men­ta Jobar­teh´ als Künst­ler­na­me gewählt? Oder steht die­ser Name auch in dei­nem Pass? Wenn ja, war­um? Das ist näm­lich kein gewöhn­li­cher Name für einen deutsch­stäm­mi­gen Mann, der in Bayern/​Deutschland auf­ge­wach­sen ist.

 Tor­men­ta Jobar­teh: Mein Name Tor­men­ta Jobar­teh steht auch in mei­nen Pass. Es ist eine Kom­bi­na­ti­on mei­nes ursprüng­li­chen Namens „Sturm“ (auf Spa­nisch „Tor­men­ta“) und des Gri­ot-Namen „Jobar­teh“. Da mein gan­zes Leben unter die­sem Namen statt­fin­det, wur­de der Name auch in mei­nen Pass eingetragen.

 Çiğ­dem Gül: Wäh­rend mei­ner Recher­che habe ich bei einem Arti­kel gele­sen, dass Chi­na schon Afri­ka ent­deckt habe, bevor Euro­pa Ame­ri­ka ent­deckt hät­te. Wenn das wahr ist, ist folg­lich die chi­ne­sisch-afri­ka­ni­sche Bezie­hung hun­der­te von Jah­re alt. Die wirt­schaft­li­chen und poli­ti­schen Bezie­hun­gen sind mitt­ler­wei­le sicher­lich viel­schich­ti­ger und kom­ple­xer geworden. 

Eine deut­sche Bekann­te von mir, die seit Jah­ren in Deutsch­land und in Nami­bia lebt, erzähl­te mir, dass die chi­ne­si­sche Regie­rung ihre Ein­hei­mi­sche unter dem Deck­man­tel der Ent­wick­lungs­po­li­tik nach Afri­ka als bil­li­ge Arbeits­kräf­te schickt, um Afri­ka wei­ter aus­zu­beu­ten. Sie erzähl­te wei­ter, dass zwi­schen der afri­ka­ni­schen und der chi­ne­si­schen Regie­rung sogar für Aus­beu­tung Ver­trä­ge abge­schlos­sen wer­den. Die chi­ne­si­schen Arbeits­kräf­te bau­en in Afri­ka Stra­ßen, Regie­rungs­häu­ser, Mili­tär­stütz­punk­te etc. und erhal­ten Nied­rig­lohn. Dafür ver­pflich­ten sich afri­ka­ni­sche Regie­run­gen der chi­ne­si­schen Regie­rung gegen­über, dass sie der Chi­na den lega­len Han­del mit Nas­hör­nern, Ele­fan­ten bzgl. Stoß­zäh­ne und Boden­schät­ze etc. erlauben.

Kannst du uns bit­te Infor­ma­tio­nen über die wirt­schaft­li­che und (auch außen-)politische Situa­ti­on in Gam­bia, und wenn mög­lich auch in ande­ren afri­ka­ni­schen Län­dern, geben?

 Tor­men­ta Jobar­teh: Chi­ne­sisch- wirt­schaft­li­che Orga­ni­sa­tio­nen sind seit vie­len Jah­ren in Afri­ka, um dort im Aus­tausch zu arbei­ten. Stras­sen, Brü­cken etc. wer­den von den Chi­ne­sen gebaut, und im Gegen­zug wer­den alle mög­li­chen Boden­schät­ze aus­ge­beu­tet. Spe­zi­ell für elek­tro­ni­sche Gerä­te, so auch in Gam­bia. Nor­ma­ler­wei­se ver­mi­schen sich die chi­ne­si­schen Arbei­ter nicht mir der afri­ka­ni­schen Bevölkerung.

Konzert: “Ey! Yo! Aha!”

Konzert: “Ey! Yo! Aha!”

Das Ensem­ble “Jobar­teh Kun­da” ver­zau­bert das Publi­kum in Lau­ter­bach mit afro­ka­ri­bi­schen Klän­gen und Geschichten

Von Mag­da­le­na Hin­ter­brand­ner, Bergkirchen

 

“Bum ba, bum bala­la”, sin­gen die Män­ner im Publi­kum mit rudern­den Arm­be­we­gun­gen, wäh­rend die Frau­en ein melo­diö­ses, zar­tes “O ele, o ele, o ele, malia maga­se” dar­über sum­men. Fast nie­mand sitzt mehr auf den Stüh­len, alle ste­hen und machen vol­ler Begeis­te­rung mit. “Wir sit­zen hier alle im glei­chen Boot”, wer­den sie ange­feu­ert. Ganz vor­ne auf der Büh­ne ste­hen vier Musi­ker, die es geschafft haben, dass der gan­ze Raum ent­zückt kari­bi­sche Ver­se rezi­tiert und mit schwin­gen­den Hüf­ten durch die Rei­hen tanzt.

Jobar­teh Kun­da, so nen­nen sich die vier Künst­ler, die am Sams­tag­abend in der alten Schu­le in Lau­ter­bach mit chil­li­gem Reg­gae, afri­ka­ni­schen Rhyth­men und kari­bi­schem Flair die Besu­cher mit guter Lau­ne und Tanz­lust ange­steckt haben. Und da passt alles: Mit afri­ka­ni­schem Tur­ban und Hawaii-Hemd zupft Felix Occione­ro sei­nen E‑Bass, der dun­kel­häu­ti­ge Hum­phrey Cai­ro aus Aru­ba sitzt mit lan­gen Ras­ta­lo­cken am Schlag­zeug, und Yas­min Jobar­teh voll­endet den Sound mit afri­ka­ni­schen Per­cus­sion-Instru­men­ten und einem kla­ren, vol­len Gesang. Tor­men­ta Jobar­teh, der Lea­der der Band, steht vor­ne, beklei­det mit bun­ten Gewän­dern, und beglei­tet sei­nen Gesang mit einem außer­ge­wöhn­li­chen Instru­ment: der Kora. Eine 21-sai­ti­ge west­afri­ka­ni­sche Steg­har­fe, deren Kor­pus aus einem Kür­bis und über­zo­ge­ner Kuh­haut besteht. Sie wird mit vier Fin­gern gespielt und wird auch oft als Har­fen­lau­te bezeich­net. Tor­men­ta stützt den run­den Kor­pus auf den Bauch, hält den Steg schräg von sich und zupft zart an den Sai­ten. Damit erzeugt er wun­der­ba­re Töne.

Zu Beginn des Kon­zer­tes erklärt Tor­men­ta erst ein­mal, wie sich das Publi­kum zu ver­hal­ten habe. Die Band spielt näm­lich nicht nur, sie erzählt auch Geschich­ten mit musi­ka­li­scher Unter­ma­lung, und da erwar­tet man schließ­lich als Erzäh­ler auch eine Reak­ti­on. Man muss ja wis­sen, ob die Lau­schen­den zuhö­ren. “Wenn ihr was ver­stan­den habt, dann heißt es “aha”, wenn ihr über­rascht seid, sagt man “ey”, und wenn ihr zufrie­den seid, dann “jo””, erklärt er. Das wird gleich geübt und klappt ganz her­vor­ra­gend. Und so erzählt Tor­men­ta sei­ne ers­te Sufi-Geschich­te über einen Mann und sei­ne schö­ne Toch­ter Yas­mi­na. Die Leu­te lachen am Ende, das Eis ist gebro­chen und durch den Abend zieht sich eine locke­re, auf­ge­hei­ter­te Stim­mung. Immer wie­der zwi­schen­durch ertönt aus dem Publi­kum bei ande­ren Geschich­ten ein “ey” oder ein “aha”. Die Lie­der, mit denen Jobar­teh Kun­da die alte Schu­le in Lau­ter­bach zum Tan­zen bringt, zie­hen sich über ver­schie­de­ne Sti­le wie Sal­sa und Reg­gae und sind erfüllt von afri­ka­ni­schem Spi­rit und einem chil­li­gen Bob-Mar­ley-Fee­ling. Wer nicht tanzt, sitzt lächelnd da, hin und her schau­kelnd und mit wip­pen­dem Fuß auf sei­nem Stuhl und genießt.

Zwi­schen­drin tauscht der Schlag­zeu­ger Hum­phrey Cai­ro mit Tor­men­ta Jobareth die Posi­ti­on. Hum­phrey haut Tor­men­ta lachend auf die Schul­ter. Die Musi­ker sind eine Ein­heit, sie bren­nen für die glei­che Musik, und die­se Begeis­te­rung spürt man auch. Dann spielt der stu­dier­te Schlag­zeu­ger Tor­men­ta die Drums und Hum­phrey bringt die E‑Gitarre ins Spiel und damit wie­der einen neu­en Sound. Man könn­te mei­nen, die Musi­ker haben die­se Musik im Blut. Und das haben sie auch. 1986 kam Tor­men­ta, der in Mün­chen auf­wuchs, nach West­afri­ka und erlern­te dort acht Jah­re das Spiel auf sei­ner Kora. Er wur­de sogar von der dort leben­den Fami­lie Jobar­teh adop­tiert und zum Gri­ot ernannt, einem afri­ka­ni­schen Geschich­ten­er­zäh­ler und wei­sen Bera­ter. Eine gro­ße Beson­der­heit für einen Nicht­afri­ka­ner. An sei­ne Toch­ter Yas­min, die in der Band Per­cus­sion und Gesang macht, hat er die Lei­den­schaft für die Musik weitergegeben.

Als Zuga­be spielt Jobar­teh Kun­da ein Lied, das Tor­men­ta nachts zusam­men mit sei­ner Toch­ter in Marok­ko in der Medi­na, also der Alt­stadt, geschrie­ben hat. “Tags­über wird man über­häuft von ver­schie­dens­ten Geräu­schen, nachts ist es ruhig”, erzählt Tor­men­ta. Und wenn man die Augen schließt und dem eng­lisch­spra­chi­gen Gesang von Yas­min an der akus­ti­schen Gitar­re und Tor­men­ta an der Kora zuhört, sieht man die­sen Tru­bel vor sich, fühlt aber auch den Zau­ber der nächt­li­chen Stille.

Review über “Teriya” im Magazin München

Review über “Teriya” im Magazin München

Teri­ya Aim­land Records

Und das uns hier ein rich­ti­ges Welt­mu­sik-Schman­kerl erwar­tet, soll­te nicht nur Fach­leu­ten klar sein: Eine wun­der­bar ver­ein­nah­men­de Mischung aus Sto­rytel­ling, Afro­beat, Hip Hop, Reg­gae, Carib­be­an, Singer/​Songwriter und Latin ist es gewor­den, die Jobar­teh nicht nur hier bei uns in Mün­chen son­dern bun­des­weit und über die deut­schen Gren­zen hin­aus eine Aus­nah­me­stel­lung in der World­mu­sic-Sze­ne ein­neh­men lässt.

Review über “Teriya” im Folker Magazine im Juli 2018

Review über “Teriya” im Folker Magazine im Juli 2018

Deutsch

 

Puris­ten mögen Pro­ble­me damit haben, wenn deut­sche Musi­ker wie der in Mün­chen auf­ge­wach­se­ne „wei­ße Gri­ot“ Tor­men­ta Jobar­teh in eine völ­lig ande­re Kul­tur ein­tau­chen, sich über vie­le Jah­re hin hand­werk­li­che Fer­tig­kei­ten (u. a. das Erler­nen der Kora) aneig­nen und sich auch men­tal auf „fremd­ar­ti­ge“ Musik­tra­di­tio­nen ein­las­sen. Mag die oft viel­be­schwo­re­ne „Authen­ti­zi­tät“ feh­len, so ist es dem Band­lea­der sehr wohl gelun­gen, in rund zwan­zig Jah­ren mit über tau­send Kon­zer­ten und diver­sen Ton­trä­gern im bes­ten Sin­ne Welt­mu­sik auf hohem Niveau zu pro­du­zie­ren, die auch inter­na­tio­nal bestehen kann. Zum run­den Band­ju­bi­lä­um legen Jobar­teh nebst Toch­ter Yas­mi­na (voc, perc) und den lang­jäh­ri­gen Mit­strei­tern Hum­phrey Cai­ro (dr, b), Felix Occhione­ro (g, b) und Ger­hard Wag­ner (sax, fl) ein vier­tes Stu­dio­al­bum vor, das abwechs­lungs­reich instru­men­tiert und arran­giert ist, auf kon­ge­nia­le Wei­se Musik der Man­din­ge, Afro­beat, Reg­gae, Calyp­so und Latin zusam­men­führt. Als Gäs­te wir­ken u. a. Roman Bun­ka (oud) und Sir Lan­ce­lot Scott (steel pan) mit, der für das Kari­bik­flair sorgt. Die Song­inhal­te sind viel­fäl­tig, auch kri­tisch wie in „White Bubu“, eine Abrech­nung mit dem gam­bi­schen Dik­ta­tor Jammeh.

Roland Schmitt

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