“… und setzt noch einen drauf!”
Der Folker Mai 2003 über “Ali Heja”
… und setzt noch einen drauf! Wer hätte gedacht, dass der wohl einzige weiße Voll-Griot, Tormenta Jobarteh aus München, nach der bemerkenswerten CD “Abaraka” noch zu einer Steigerung fähig ist. Der Bandleader, der Jahre in Gambia mit dem Studium der Kora zubrachte, hat zwei wesentliche Änderungen vorgenommen. Zum einen sind Keyboards und Sampler mit Zutrittsverbot belegt worden, wodurch das Album an Transparenz und Flockigkeit gewonnen hat, ohne dünn zu sein. Warum im Booklet steht, “Bass and e‑guitar are absent”, wird nicht klar, denn sie sind es keineswegs, und das wäre auch schade. Zum anderen hat man Calypso und andere Karibik-Sounds mit eingebunden Klänge, die in Gambia ohnehin schon seit Jahrzehnten angesagt sind. Ein Hauch Jazz und zwei Häuche Pop dazu, und von Langeweile keine Spur dafür sorgen nicht nur die durchweg exzellenten Musikerinnen und Musiker. Auch die Arrangements sind stimmig, das Gebläse ist sehr präsent, ohne zu nerven, die Backing-Vocals sitzen wie ein Maßkleid und sülzen nicht, und die Instrumentierung ist mit Kora, Djembe, Balafon, Steel Pan und anderen fast gänzlich traditionell-akustisch. “Ali Heja” ist Jobarteh-Kundas bestes Stück und braucht internationalen Vergleich nicht zu fürchten. Wer diese CD nicht im Schrank hat, sollte auch bei den Tassen mal nachzählen.
Luigi Lauer